Im Sommer gibt es viel zu tun. Der Arbeitgeber verlangt Überstunden, Haus und Hof wollen auf Vordermann gebracht werden und der Familienurlaub steht auch noch vor der Tür. Immer wieder höre ich von den anderen Mitgliedern aus dem Verein, dass sie schon mehrere Wochen nicht mehr am Wasser waren. Das geht mir auch oft so, aber ich habe da eine Lücke für mich entdeckt in der privat nicht so viele Termine vor der Tür stehen. Es geht um die Winterzeit! Während die meisten anderen zu Hause vor dem Ofen sitzen und nicht wissen was sie anstellen sollen, lebe ich mein Hobby aus. Sicher bringt diese Jahreszeit einige Nachteile mit sich, doch wer genau hinsieht, muss sich auch eine ganze Reihe Vorteile eingestehen.

Das stärkste Argument habe ich ja schon erwähnt, man hat mal Zeit und kann seinen Angeltrip ordentlich planen und vorbereiten! Bei kalten Wassertemperaturen sind besonders die Friedfische so inaktiv, dass ich vermutlich mit einer spontanen Kurzsession nur schwer zum Erfolg kommen werde. Viele Fische fangen und schnell wieder nach Hause ins Warme fahren, wird nicht funktionieren, doch mit etwas Vorbereitung ist ein erfolgreicher Angeltag zu fast jeder Jahreszeit möglich! Und an dieser Stelle knüpft der nächste riesige Vorteil der Winterangelei an. Es ist selten jemand am Wasser zu sehen. Ich kann auch tagsüber anfüttern, ohne dass es jemand bemerkt und zufällig am Folgetag genau hier ernten möchte. Sehr interessant ist auch der Fakt, dass man nach dem Absterben von Wasserpflanzen Bereiche oder sogar ganze Gewässer befischen kann, die dem Angler Monate lang verborgen lagen. Das heißt, dass an diesen, mit übermäßigen Pflanzenbewuchs versehenen Orten, kein Angeldruck herrschte und die Fische ihre Ruhe hatten. Für mich ein weiteres unschlagbares Argument für kalte Tage.

Wer hat sich noch nicht zu einem Versuch in der Kälte überzeugen lassen? Okay, hier sind noch ein paar Tipps, die uns zu einem angenehmen und erfolgreichen Tag verhelfen können. Regelmäßig vorfüttern erspart mir auch sehr viel Sitzfleisch bei Kälte! Mindestens Zweimal pro Woche stelle ich mir als Ziel. Am besten man verbindet das mit einem Familienspaziergang oder dem Auslauf für den Hund. Je nach Interesse bezüglich des gewünschten Zielfisches, sollten auch die Köder gewählt werden. Da ich nicht auf Weißfische aus bin, nehme ich hierfür Boilies mit einem hohen Eiweißanteil. Bei meinem Favorit handelt es sich um den unkonservierten #21 von Gorilla Baits. Er weist einen hohen Proteingehalt auf, welcher auf die Bestandteile von GLM (Green Lipped Mussel), Lactalbumin und EggAlbumin zurückzuführen ist. Der Boilie ist dadurch mit einen sehr hohen Nährwert ausgestattet und nebenbei strotzt er vor Attraktivität! Aus diesem Grund brauche ich auch nicht viel anfüttern, es reichen mir zwei oder drei kleine Hände voll. Oh, das ist ja noch ein ordentlicher Vorteil, ich spare Geld! Immer wieder werden einige Fische auf mein regelmäßig eingebrachtes Futter stoßen. Wenn sie stetig geringe Mengen an Futter finden, dann werden sie auch den ganzen Winter über fressen und weiterhin Kleinigkeiten aufnehmen. Möchte ich ausschließlich Karpfen fangen, dürfen die Köder ruhig 20 mm Durchmesser haben. Sollte ich jedoch mehr auf die Quantitative der Bisse Wert legen, dann kommen auch 12 mm zum Einsatz. Man sollte nur nicht vergessen, dass auch Wasservögel immer auf der Suche nach Nahrungsquellen sind, insbesondere kleiner Angelköder.

Als Fangplätze dienen meist welche, die auch im Sommer fängig waren, d.h. natürliche Nahrung in Form von Larven, Würmen und Schnecken aufwiesen. Sehr gut passt es, wenn diese Bereiche auch noch etwas vor den Wetterkapriolen geschützt liegen. Das könnte zum Beispiel hinter eine Kante an einem Ufer oder einem Plateau sein. Günstig wären vielleicht auch das Westufer (außer bei Ostwind) oder versunkene Bäume. Die ganz flachen Bereiche würde ich bis zum Frühjahr meiden. Hot Spots sind natürlich auch die bereits genannten verkrauteten Bereiche, welche zum Teil bis in den Dezember nicht befischbar waren. Wenn das abgestorbene Kraut am Boden liegt, bietet es immer noch einen perfekten Lebensraum für Nährtiere und ist somit sehr interessant für die Fische.

Habe ich keine Lust und keine Möglichkeit regelmäßig zum Wasser zu fahren, dann bleibt mir noch die Möglichkeit mit der Wolke aus unwiderstehlichen Attraktoren und Kohlehydraten. Für den Fall, dass mein stehendes Gewässer doch mal zugefroren sein sollte, ist diese Variante sowieso Erste Wahl am Fließgewässer, denn da bildet sich meist kein Eis. Meine Vorbereitung beginnt dann meist zu Hause im Warmen! Schön gemütlich kann ich hier über die sinnvollste Zusammensetzung meines Futters nachdenken und schließlich meine Lieblingszutaten zu einem Brei mit höchster Attraktivität zusammenrühren. Die feinen Partikel verteilen sich im Wasser bzw. mit der Strömung. Mit etwas Glück spreche ich so auch Fische an, die nicht wochenlang auf mein Futter konditioniert wurden.

Im letzten Winter war es tatsächlich war es so, dass ich am See ankam und meine Taktik wegen Eis sozusagen eingefroren war. Kurz entschlossen zog es mich zu dem kleinen Fluss um die Ecke – diesmal unvorbereitet! Aber ohne Reserven geht es nicht ans Wasser, also suchte ich mir aus meiner Kramtasche ein paar Zutaten heraus, von denen ich absolut überzeugt bin. Wichtig ist, dass die Geruchsträger nicht auf Öl basieren sollten, da sie sich schlecht auflösen. Außerdem darf es ruhig ein wenig mehr Aktion unter Wasser sein. Deshalb benutzte ich auch den #007 Stickmix von Gorilla Baits. Er verfügt über Inhaltsstoffe wie Lebermehl und Robin Red. Dazu mische ich meist etwas Krill Crush und/oder Extreme Prawn. Das sind Booster, die dem Futter eine enorme Lockwirkung zukommen lassen und dazu noch auf rein natürlicher Basis hergestellt sind. Wer jetzt noch den Hakenköder mit The Cloud benetzt, der kann auf tausendfach bewährte Fängigkeit zurückgreifen. Bei den Montagen sollte klar sein, dass im Winter Experimente fehl am Platz sind. Die Rigs (Vorfächer) können zwar ein wenig kürzer ausfallen, weil die Fische sehr träge sind, aber ansonsten bleibe ich dem Kleinteileprogramm von Gardner Tackle treu. Für die feine Angelei im Winter und für sehr vorsichtige Fische ist speziell die Target Specimen Range sehr interessant. Hier gibt es jedes Teil modernster Montagen in der Mini-Ausführung. Diese Teilchen überstehen trotzdem einen ordentlichen Karpfen im Drill und sind sensibel genug, jedes Rotauge zu verhaften. Am Fluss suche ich mir ruhige Bereiche, wo die Strömung die Fische nicht zu sehr belastet. Das sind zum Beispiel Gumpen, Löcher und hinter Hindernissen. Fange ich hier in zwei Stunden nichts, dann gehe ich davon aus, dass ich an diesem Tag hier die falsche Stelle gewählt habe. Es ist dann sinnvoll sein Glück am nächsten Hotspot zu versuchen. Stehen dort Fische, die zur Futteraufnahme bereit sind, dann sollte es nicht lange bis zum Biss dauern. Wenn zwei Fische gefangen wurden, beende ich auch meine Session, denn mit Massenfängen ist eh kaum zu rechnen. Mit etwas Glück kann man auch mal einen ordentlichen Karpfen abstauben und Fische bei Schnee und Minustemperaturen sind gar nicht so selten. Man muss es nur ab und zu einfach probieren. Eine Thermoskanne mit heißem Tee und gute Bekleidung sind natürlich ebenfalls eine Grundvoraussetzung, um sich den Spaß nicht vorzeitig zu vermiesen, oder sich gar eine Erkältung einzufangen. Jede Jahreszeit am Wasser hat besondere Reize, ein paar sind vielen jedoch bislang verborgen geblieben. Im Winter gibt es die schönsten Sonnaufgänge und wer genau hinsieht, der findet zahlreiche wunderschöne Motive, die einem den Tag verschönern, auch wenn er mal nicht von Erfolg gekrönt sein sollte.